Die Due-Diligence-Prüfung ist ein essenzieller Teil des Kaufprozesses.

Um einem das Leben dabei ein wenig leichter zu machen, gibt es heute reihenweise Tools (sowohl kostenlose als auch kostenpflichtige), die helfen, die Chancen und Risiken beim Kauf eines Online-Geschäfts richtig einzuschätzen.

Hier sind unsere Favoriten:

1. Google

Dank Google ist das Wissen der Welt wortwörtlich nur einen Fingerstreich entfernt. Geht es darum, ein grundlegendes Bild eines Internet-Business zu bekommen, dann sollten Recherchen über Google bereits einiges zu Tage fördern. Sieh dir außerdem Unternehmensbewertungen an und, was die sozialen Medien so über die Firma schreiben. So manches eindeutige Warnsignal lässt sich dadurch bereits identifizieren.

Hierzu noch drei Tipps:

  • Recherchiere nie nur das Unternehmen. Versuche immer auch ein Gespür für die Person(en) hinter der Webseite zubekommen. Um wen handelst es sich dabei? Gibt es irgendetwas in der Vergangenheit, das auf mangelnde Integrität hinweist?
  • Sieh dir nicht nur die erste Seite der Google-Treffer an. Oftmals steht das Kritische auf Seite Zwei – oder auch noch weiter hinten. Nicht ohne Grund gibt es PR-Firmen, deren Tagesgeschäft es ist, unliebsame Infos in die ewigen Abgründe der Suchergebnisse zu verbannen.
  • Versuche herauszufinden, ob eine Website in der Vergangenheit schon einmal zum Verkauf gestanden war. Falls ja, dann erfährst du unter Umständen, woran es damals gescheitert ist, erhältst harte Fakten und verbesserst deine Verhandlungsbasis.

2. Google Trends

Mit Google Trends lässt sich herausfinden, ob ein Keyword oder ein Marktsegment derzeit angesagt ist (oder auch nicht). Gibt es das Online-Geschäft, auf das du es abgesehen hast, aufgrund eines derzeitigen Trends (z. B. Hoverboards oder PokemonGo) oder ist es ein Evergreen (z. B. Kaffeetassen oder Rucksäcke)?

Neben langfristiger Konsumenteninteressen solltest du immer auch etwaige saisonale Abhängigkeiten deines zukünftigen Produkts oder Services im Auge behalten. Google Trends kann hier sehr wertvolle Unterstützung bieten.

3. Ahrefs, SEMRush, SISTRIX, oder Moz

Diese vier Tools haben – abgesehen von ihren eher kryptischen Namen – gemeinsam, dass es sich dabei um SEO-Software handelt, mit der du Backlinkprofile und Keyword-Rankings ermitteln kannst.

Vor allem der Einblick in das Backlinkprofil ist von großer Bedeutung, um zu verstehen, wie das Unternehmen hinsichtlich SEO-Strategie denkt. Findest du deinen eigenen Ansatz wieder? Sind die Backlinks hauptsächlich das Resultat bewusster Maßnahmen (z.B. gesponserte Beiträge) oder entstanden sie organisch?

Die Keyword-Rankings geben dir einen guten Überblick über die Themen, zu denen die Website in den Ergebnissen der Suchmaschinen auftaucht. Wenn du die aktuellen Rankings untersuchst, kannst du Wachstumschancen erkennen.

Viele dieser SEO-Tools bieten kostenlose Testversionen an, die meist vollkommen ausreichen, um damit eine Due Diligence durchzuführen.

4. Google Analytics oder Clicky

Mit Tracking-Tools wie Google Analytics kannst du dir ein vollständiges Bild vom Traffic des Internet-Business machen. Folgende KPIs sollten dich dabei vor allem interessieren:

  • Entwicklung des Traffics
  • Auf der Website verbrachte Zeit
  • Besuchte Seiten pro Sitzung
  • Absprungrate
  • Standort der Besucher
  • Traffic-Quellen
  • Top-Seiten (die Seiten mit dem meisten Traffic)

Versuche, das Maximum an Daten zu prüfen, das dem Verkäufer zur Verfügung steht. Im Idealfall solltest du bei einer Übersicht der letzten zwölf Monate eventuelle saisonale Schwankungen identifizieren können.

5. Wayback Machine

Archive.org ist das digitale Archiv des Internets. Es ermöglicht dir, frühere Versionen einer Website zu untersuchen, und somit festzustellen, wie und ob sie sich im Laufe der Jahre verändert hat.

Hast du es z.B. auf eine Content-Website abgesehen, dann kannst du mit der Wayback Machine checken, ob sich die Themen der Inhalte radikal geändert haben. Falls ja, sind die vielen Backlinks der Seite vielleicht nutzlos.

Wenn du feststellst, dass der Internetauftritt eine mehrjährige Crawling-Lücke aufweist, könnte das ein Warnsignal sein. Die meisten seriösen Websites blockieren den Crawler der Wayback Machine nicht.

6. BuiltWith

Mit BuiltWith kannst du den gesamten Technologie-Stack und alle Dienste sehen, die auf einer Website verwendet werden.

Diese Informationen können in zweierlei Hinsicht nützlich sein:

Wenn du dich auf die Übernahme einer Website vorbereitest, musst du erstens sicherstellen, dass du die Fähigkeiten oder die Leute hast, um die eingesetzte Technologie zu übernehmen und gegebenenfalls darauf aufzubauen.

Außerdem kannst du mit BuiltWith Abonnements für Dienste (wie z.B. die Marketing-Automatisierungsplattform Drip) identifizieren, die ein Unternehmen zwar nutzt, aber nicht in der Gewinn- und Verlustrechnung ausweist. Gibt es hier Ungereimtheiten, dann solltest du den Verkäufer damit konfrontieren.

7. EUIPO (Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum)

In der Datenbank des EUIPO kannst du an einem Ort nach Marken, Designs, Eigentümern, Vertretern, Bekanntmachungen und Entscheidungen des Amtes suchen.

Wenn der Verkäufer dir gesagt hat, dass das Online-Unternehmen keine Marke hat, kannst du das schnell mittels des EUIPO überprüfen. So lässt sich garantieren, ob jemand anderes z.B. eine ähnliche Marke eingetragen hat.

Vergewissere dich außerdem immer, dass das Unternehmen, das du kaufen willst, nicht gegen das geistige Eigentum eines anderen verstößt.

8. Screaming Frog

Der Screaming Frog Spider ist ein sehr nützliches SEO-Site-Audit-Tool. Mit ihm können sowohl kleine als auch sehr große Websites gecrawlt und wichtige Onsite-SEO-Daten gesammelt werden.

So kannst du defekte Links entdecken, Redirects überprüfen, Seitentitel und Metadaten analysieren, doppelte Inhalte finden oder die Struktur einer Website in visuellen Baumdiagrammen darstellen.

All diese Daten ermöglichen es dir, fundierte Entscheidungen über den Stand der (technischen) SEO deines Akquisitionsziels zu treffen.

9. Copyscape

Copyscape ist ein Plagiatsprüfprogramm, mit dem du doppelte Inhalte aufspüren und prüfen kannst, ob der Text einer Website das Original darstellt.

Gib eine beliebige Domain ein und du erhältst eine Liste mit Seiten, die möglicherweise Text von der fraglichen Domain kopiert haben. So kannst du herausfinden inwiefern die die zum Verkauf stehende Website selbst Inhalte produziert oder diese einfach nur stiehlt. Gibt es hierbei Hinweise, dann sollte der Verdacht eindeutig geklärt werden.

10. PublicWWW

Mit PublicWWW kannst du nach jedem HTML-, JavaScript-, CSS-Code sowie Plaintext im Quellcode einer Website suchen und eine Liste der Seiten herunterladen, die ihn enthalten.

Was auf den ersten Blick sehr technisch aussieht, bietet mehrere interessante Einsatzgebiete für generelles Marketing und Affiliate Marketing. Zum Beispiel, um…

  • … geklonte Websites zu finden
  • … Websites mit demselben AdSense-Konto oder derselben Affiliate-ID zu entdecken (was genutzt werden könnte, um die Einnahmen aufzublähen)
  • … verwandte Websites anhand eindeutiger gemeinsamer HTML-Codes ( z. B. Widgets und Publisher-IDs) zu identifizieren
  • … zu erfahren, wie viele Websites ein bestimmtes Tool oder einen Dienst nutzen (um z. B. die Beliebtheit eines WordPress-Plugins einzuschätzen)
  • … Seiten ausfindig zu machen, die eine bestimmte Website erwähnen

11. SpyOnWeb & domainIQ

SpyOnWeb ist ein Webcrawler, mit dem du nach Websites suchen kannst, die wahrscheinlich demselben Eigentümer gehören. Technisch funktioniert das, indem Seiten, die dieselbe IP-Adresse oder Google-ID (für Google AdSense und Google-Analytics) aufweisen, identifiziert werden.

Auf ähnliche Weise verrät domainIQ Informationen über einen bestimmten Domainnamen, z. B. wann er registriert und wie oft der DNS geändert wurde. Zudem lässt dich damit feststellen, ob sich auch noch andere Domains auf demselben Server befinden.

Diese Tools sind hilfreich, um herauszufinden, ob ein Verkäufer eine ähnliche oder konkurrierende Website auf einem seiner Server betreibt, ohne das transparent zu machen.

12. BuzzSumo

BuzzSumo ist eine Analyseplattform für soziale Medien. Das Tool sammelt Milliarden von Artikeln und Billionen von Social Engagements und integriert sie in eine Such-App.

Du kannst damit nach allem forschen, was in den sozialen Medien über das Online-Unternehmen, das du erwerben möchtest, erwähnt wird. So kannst du z.B. sehen, welche Inhalte bei einem bestimmten Domainnamen bislang besonders gut angekommen sind.

In Kombination mit Google Trends lassen sich via BuzzSumo daher auch sehr gut Trends aus der Perspektive der sozialen Medien erkennen und bestätigen.

13. TinEye

TinEye ist ein Tool zur Bildersuche und -erkennung. Gesucht wird dabei umgekehrt, indem du ein Bild hochlädst oder auf eine URL mit dem gesuchten Bild verlinkst.

So kannst du schnell feststellen, ob eine Website die korrekte Akkreditierung der Bildquelle verwendet oder ob sie das Urheberrecht verletzt.

Wir sind immer daran interessiert, unser Arsenal um hilfreiche Tools für die Due Diligence zu erweitern. Falls du also ein neues Tool oder weitere Einsatzbereiche für die auf dieser Liste genannten hast, dann sag uns gerne Bescheid!